Zukunft der Fluorpolymerproduktion in Europa – Dringender Handlungsbedarf für die sauberste Produktion weltweit

18. April 2024

Auf Einladung des Europaabgeordneten Thomas Rudner fand diese Woche die Veranstaltung "Saubere Produktion von Fluorpolymeren" im Europäischen Parlament statt. Gekommen waren Vertreterinnen und Vertreter der chemischen Industrie in Gendorf, sowie Gewerkschaftsvertreter und Politikerinnen der Lokal-, Bundes- und Europaebene.

Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher des Bayerischen Chemiedreiecks, äußerte sich zu den weitreichenden Implikationen der bevorstehenden Schließung der PFAS-Produktionsstätte Dyneon, die zum multinationalen 3M-Konzern gehört: „Die PFAS-Verbindungen sind essenziell für die Produktion von Halbleitern sowie für die Herstellung von Wasserstoff, welcher als zukünftige Energiequelle und für die Erreichung der Ziele des Green-Deal essentiell sein wird. Ein komplettes Verbot dieser Verbindungen wäre daher nicht rational.“

Prof. Dr. Gerdes von der Universität Bayreuth wies auf die Recyclingfähigkeiten von Fluorpolymeren hin: „Am Ende ihres Lebenszyklus können Fluorpolymere vollständig in ihre Grundbausteine zerlegt und ohne Qualitätsverluste wiederverwendet werden. Dies ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von großem Vorteil.“

Die Schließung könnte darüber hinaus die EU in eine schwierige Lage bringen, da 3M derzeit als alleiniger Hersteller bestimmter essentieller PFAS-Verbindungen gilt. „Das würde die EU in eine prekäre Abhängigkeit von nicht-europäischen Produzenten drängen und könnte weitreichende Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und Energiepreise haben“, warnte der Europaabgeordnete Jens Geier, Mitglied des Industrieausschusses.

Die bevorstehende Schließung hat bereits zu erheblicher Verunsicherung unter den Mitarbeitern geführt. Joe Redl, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Dyneon GmbH, betonte die Dringlichkeit der Situation: „Die Zeit drängt. Wir benötigen sofortige Maßnahmen zur Unterstützung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die ist es irrelevant, von welcher Ebene die Unterstützung kommt.“

Diese Entwicklungen fordern eine sofortige Reaktion sowohl auf politischer als auch auf unternehmerischer Ebene, um nicht nur den Erhalt des Standorts, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der europäischen Grundstoffindustrie sicherzustellen. „Der Bundeskanzler und der Staatssekretär wissen um die Bedeutung des Standorts und setzen sich auch für den Erhalt des Standorts ein. Nur die Gespräche mit 3M gestalten sich schwierig“, fügte Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hinzu.

Thomas Rudner, fasst die Diskussion zusammen: „Der politische Wille in Brüssel, Berlin und im Landkreis Altötting das Werk in Gendorf in anderer Form weiterzuführen ist da. Jetzt muss auch die Bayerische Staatsregierung an einem Strang ziehen: Es bedarf einer klaren Industriestrategie. Zum einen sollten Überlegungen forciert werden, wie essentielle PFAS-Verbindungen weiterhin am Standort Gendorf hergestellt werden können, zum anderen könnte man die Forschung von Substituierungsstoffen weiterentwickeln.“

Video der Veranstaltung

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